Geschichte und Brauchtum
Die Basler Herbstmesse stellt sich vor
Einführung
Habt ihr gewusst? Die Basler Herbstmesse ist nicht nur die grösste, sondern auch die älteste Messe ihrer Art in der Schweiz. Stellt euch vor: Sie ist bereits 550 Jahre alt. Es gibt coole Bahnen und viele Stände, an denen man Mässmögge und noch ganz andere tolle Dinge kaufen kann.
Am 11. Juli 1471 erlaubte Kaiser Friedrich III. die Herbstmesse – und zwar für ewige Zeiten. Seither hat sie jedes Jahr stattgefunden. «D Mäss» beginnt immer am Samstag vor dem 30. Oktober. Um punkt zwölf läutet der Messeglöckner die Mässglöggli der Martinskirche. Dann geht’s endlich los.
Aufgabe
Wir hören uns die Geschichte der Basler Herbstmesse an und machen zusammen ein Quiz.
Die Lehrperson stellt der Klasse folgende Fragen:
Wie alt ist die Basler Herbstmesse?
2021 feierten wir das 550-Jahre-Jubiläum.
Wie heissen drei alte Bahnen, die es heute noch gibt?
Calypso, Voom Voom und Hully Gully.
Um wie viel Uhr wird die Basler Herbstmesse eingeläutet?
Um 12 Uhr.
Die Geschichte der Basler Herbstmesse
Im Frühling 1471 beschlossen die Chefs von Basel, Kaiser Friedrich III. zu fragen, ob sie in ihrer Stadt eine Messe veranstalten dürfen.
Am Donnerstag, 11. Juli 1471, war es dann endlich so weit: Der Kaiser sagte Ja und überreichte dem Bürgermeister Hans von Bärenfels eine Urkunde. Darin stand, dass die Stadt Basel für alle Zeiten eine Messe durchführen darf. Und zwar gleich zwei Mal pro Jahr. Einmal im Frühling und einmal im Herbst. Die Frühjahrs- oder auch Pfingstmesse fand allerdings nur kurze Zeit statt. Und so blieb es einfach bei der Herbstmesse, wie wir sie heute kennen.
Am 27. Oktober 1471, dem Sabinentag, läuteten die Glocken des Basler Rathauses die erste Basler «Hèèrbschtmäss» ein. Auf dem Kornmarkt rief der Stadtschreiber die Eröffnung «im nahmen gottes» offiziell aus.
Händler, Gaukler und Gauner
Innerhalb der Stadtmauern fand nun ein grosses Fest statt. Es wurde gegessen und getrunken, Händler boten ihre Produkte an, Gaukler und Sänger zeigten, was sie können, und es wurde viel gespielt. Eine der grossen Attraktionen der ersten Herbstmessen waren geheimnisvolle Produkte aus fernen Ländern – und irgendwie ist das ja bis heute so geblieben.
Bahnen, Buden, Stände
Mit speziellen Aufführungen und originellen Waren aus fremden Ländern fing alles an – also mit Sängern, Ringkämpfern, sportlichen Wettbewerben, Jongleuren, Taschenspielern oder Lotteriespielen. Manchmal gab es auch einen hohen Holzpfahl, an dem mutige Männer versuchten hochzuklettern. Schafften sie es bis oben an die Spitze, warteten Schinkenwürste, mit Wein gefüllte Ledersäcke und viele andere Dinge auf sie. Vom Freifallturm über die Achterbahn bis hin zu wilden Bahnen, wo die Passagiere – fast möchten wir sie Astronauten nennen – nicht mehr wissen, wo oben und unten ist, gibt es auch heute Abenteuer in luftiger Höhe zu erleben. Auch Stände, die originelle Waren und Naschzeugs verkaufen, finden wir nach wie vor auf der Herbstmesse. Die Basler Messespezialität Nummer eins ist übrigens der Mässmogge, den es in allen Farben gibt.
Wer eine Süssigkeit probieren möchte, die es schon ganz, ganz lange gibt, geht auf den Petersplatz und fragt nach Maagebrot. Dieses haben schon unsere Ururururgrosseltern gegessen. Die beliebte Zuckerwatte hingegen gibt es erst seit etwa 200 Jahren. Für die Herstellung braucht es eine Zentrifuge und die gab es vorher noch nicht.
Die Herbstmesse im Wandel
So wie sich das Angebot des Schleckzeugs über die Jahre verändert hat, so ist es auch mit den Attraktionen passiert. Vom einfachen Kletterpfahl bis zur Achterbahn mit Looping war es ein weiter Weg. Habt ihr gewusst? Früher tauchten an der Herbstmesse Gestalten auf, von denen man denken würde, dass es sie gar nicht gibt. «Sehen Sie die Wunder dieser Welt: die Dame mit Bart, den Wolfmann oder Madame Venus, die Ihre geheimsten Gedanken lesen kann!», riefen die Marktschreier aus den Buden. Übrigens: Ein paar dieser Attraktionen gab es bis vor etwa 40 Jahren.
Auch Buden, in denen die Leute Zaubertricks, Kraftakte, Tierdressuren, Musik und Artistenkünste vorführten, waren lange Zeit sehr beliebt. Besonders bekannt war zum Beispiel Pius Buser aus Sissach, der sich selbst aus Fesseln befreien konnte und sehr stark war. Zur Zeit eurer Grosseltern tauchten an der «Hèèrbschtmäss» dann plötzlich Buden auf, in denen neuartige Musik wie Blues und Rock’n’Roll gespielt wurde. Und gleichzeitig gab es immer mehr Bahnen, wie wir sie heute kennen.
Von der rollenden Tonne zum Freifallturm
Irgendwann fand die Buden mit ihren Attraktionen niemand mehr spannend. Viel lieber irrten die Besucher der Herbstmesse durch Labyrinthe oder liessen sich in der Geisterbahn erschrecken. Besonders beliebt war die riesige rollende Tonne. Die Passagiere lehnten sich an ihre Innenwand und dann begann sich die Tonne ganz schnell zu drehen. Während die Leute an den Wänden festklebten, flogen die Portemonnaies und Uhren in der Luft herum. Am Schluss mussten diese natürlich immer wieder eingesammelt werden. Bald gab es in Basel auch schon das erste Riesenrad. Mitte der 1970er-Jahre war es erst 20 Meter hoch. Heute sind wir schon bei knapp 60 Metern.
Bei den Bahnen gilt: immer höher, immer schneller, immer wilder. Und es kommen immer mehr dazu. In den 1960er- und 1970er-Jahren wurden zwei Arten von Bahnen richtig berühmt: die Himalayabahnen und die sogenannten Skilifte. Einige Bahnen, die damals schon wegen ihrer schnellen Drehbewegungen beliebt waren, ziehen noch heute ihre Runden. Zum Beispiel Calypso, Voom Voom oder Hully Gully. Gleich neben ihnen stehen Bahnen, die ihre Grosskinder sein könnten: die Kopfunter-Fahrvergnügen von heute, bei denen die Passagiere Angst- und Freudenschreie von sich geben.
Messeglöckner, ein Basler Ehrenamt
Über die Jahrhunderte veränderte sich die Art der Herbstmesse, wie wir nun aus der Geschichte erfahren haben. Auch war sie nicht immer gleich gross und die Plätze, auf denen sie stattfindet, waren ebenfalls nicht immer dieselben. Treu geblieben seit 200 Jahren ist die Herbstmesse zum Beispiel dem «Hääfelìmärt» am Petersplatz, wo man Geschirr in allen Farben und Formen kaufen kann. Und seit jeher gibt es das Einläuten in der Martinskirche am ersten Tag der Herbstmesse. Früher übernahm diese Aufgabe der Sigrist der Kirche. Seit über 30 Jahren läutet Franz Baur die Glocken. Ein Mann, der seine Heimatstadt so gut kennt wie seine Hosentasche und ganz genau weiss, wie man diese legendären Glocken von Hand läuten muss. Als Belohnung bekommt er dafür ein Paar Handschuhe. Aber nicht gleichzeitig. Den einen Handschuh erhält er vor dem Einläuten, den anderen vor dem Ausläuten der «Hèèrbschtmäss». Also dann, wenn die Herbstmesse vorbei ist. Warum? Damit man sicher sein kann, dass er nicht nur am Anfang, sondern auch am Schluss läutet. Was soll der Messeglöckner denn mit nur einem Handschuh anfangen? Eben.
Wie gut habt ihr bei der Geschichte der Herbstmesse aufgepasst?
Die Lehrperson stellt folgende Fragen:
Wie alt ist die Basler Herbstmesse?
2021 feierten wir das 550-Jahre-Jubiläum
An welchem Tag beginnt die Basler Herbstmesse?
Am Samstag vor dem 30. Oktober
Wann war das allererste Einläuten der Herbstmesse?
Am 27. Oktober 1471
Wie heissen drei alte Bahnen, die es heute noch gibt?
Calypso, Voom Voom und Hully Gully
Wann war das Riesenrad nur 20 Meter hoch?
Mitte der 1970er-Jahre
Seit wann gibt es Zuckerwatte auf der Herbstmesse?
Seit etwa 200 Jahren